Brigitte Höfle arbeitet seit 12 Jahren als stellvertretende Pflegedienstleiterin für den Krankenpflegeverein Lauterach.
Der neu gewählte Obmann Erwin Rinderer spricht mit ihr über ihre Erfahrungen.

Liebe Brigitte, warum hast du einen Sozialberuf gewählt?
Gleich nach der Hauptschule war mein Berufswunsch die Krankenpflege. Zuerst absolvierte ich die Textilschule, da der Besuch der Krankenpflegeschule ein Alter von 17 Jahren voraussetzte. Als ich dann 17 Jahre alt war, hatte ich „die Nase voll von der Schule“ und wollte andere Dinge machen. Und da bot sich bei uns Zuhause in der Druckerei eine Stelle im kaufmännischen Bereich an, wo ich dann 20 Jahre gearbeitet habe.
Dann spürte ich, dass mir der Kontakt mit den Menschen fehlt und ich mich beruflich verändern möchte. Somit habe ich 36-jährig tatsächlich mit der Krankenpflegeschule begonnen und bin anschließend gleich in die Hauskrankenpflege eingestiegen.

Es gibt bestimmt traurige, als auch freudige Erfahrungen. Welche Situation hast du als schönes Ereignis in Erinnerung?
Da fällt mir spontan eine Sterbesituation ein. Eine Patientin wusste, dass sich ihre Lunge innerhalb weniger Tage mit Wasser füllen und sie daran ersticken wird. Tatsächlich wurde es von Tag zu Tag schlechter und als ich eines nachmittags bei ihr war, bereitete ihr das Atmen sehr große Mühe. Ihr Mann war bei ihr. Ich half der Frau sich quer zum Bett aufzusitzen und machte ihrem Mann den Vorschlag, neben ihr Platz zu nehmen.
So konnte sie sich über ihn lehnen und ihn umarmen. Auch das Luftholen wurde ihr so erleichtert. Beide fanden den Vorschlag gut und nahmen sich in den Arm. Und da wusste ich, dass die beiden jetzt Privatsphäre brauchen und verabschiedete mich für eine Stunde. Als ich wieder zurückkam, leuchteten bei beiden die Augen.
Später hat mir ihr Mann gesagt, dass diese Stunde eine ganz wertvolle Zeit fürs Abschiednehmen war. Seine Frau verstarb am nächsten Tag. Mich hat glücklich gemacht, dass ich im richtigen Moment das richtige
Gespür hatte, was beide brauchen.

Wie läuft ein Vormittagsdienst in der Regel ab?
Wir beginnen um 7.00 Uhr, bereiten uns vor und sind um 7.30 Uhr beim ersten Patienten. In der Regel sind wir zwischen 11.30 und 12.00 Uhr wieder im Büro. Wenn ich fünf Personen zum Duschen habe, was etwas zeitaufwändig ist, dann bin ich mit fünf Personen ausgelastet. Sollten kurzzeitige Termine (z.B. Blutdruck oder Zuckermessen, einfacher Verbandwechsel, Insulin spritzen) anstehen, dann können es auch mal zwölf Personen an einem Vormittag sein.

Und wie kommt die Pflegekraft zum Pflegefall?
Mittlerweile mit dem Dienstauto. Vor 12 Jahren war ich noch auf mein Privatauto angewiesen. Dank großzügiger Sponsoren ist in den letzten Jahren ein Fuhrpark mit fünf Klein-PKWs entstanden.
Wir in Lauterach haben zwar ein 8-köpfiges diplomiertes Pflegeteam, praktisch alle in Teilzeit. Dadurch finden wir mit dem derzeitigen Fuhrpark das Auslangen.

Was sollten unsere Leser sonst noch wissen?
Also wir pflegen nicht wie im Altersheim, sondern sind in der Regel auf
Angehörige oder Betreuungspersonen angewiesen, die gewisse Dinge übernehmen, organisieren und wir unterstützen und entlasten diese in ihrem Tun.
Beim Duschen z.B. helfen wir einmal wöchentlich und zeigen der Betreuungsperson Hilfsmittel, mit welchen die ganze Handlung leichter und sicherer von der Hand geht. Bei dementen Personen ist es hilfreich sich frühzeitig zu melden, sodass wir uns mit den Patienten vertraut machen können!

Danke für das Gespräch und auf hoffentlich noch viele Jahre in guter Zusammenarbeit!

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